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Abwassernetz

Dem WAZV „Bode-Wipper“ obliegt die unschädliche Beseitigung des im Verbandsgebiet anfallenden Abwassers. Die Abwasserbeseitigung umfasst das Sammeln, Fortleiten, Behandeln und Einleiten von Abwasser nebst der Entsorgung des Klärschlamms sowie die Beseitigung des in Grundstückskläranlagen anfallenden Fäkalschlammes und des in abflusslosen Gruben gesammelten Abwassers. Hierzu betreibt der WAZV „Bode-Wipper“ 1 Verbandskläranlage für 40.000 EW:

  • 59 Pumpstationen
  • 42 Be- und Entlüftungsventile
  • 1 Fäkalannahmestation
  • rd. 131,4 km Schmutzwasserkanalisation
  • rd. 45,5 km Mischwasserkanalisation
  • rd. 47,4 km Druckrohrleitungen
Pumpenanordnung
Pumpenanordnung

Die ordnungsgemäße Abwasserableitung und –behandlung ist ein wesentlicher Bestandteil der kommunalen Infrastruktur und dient dem Schutz der Gesundheit und der Umwelt – also dem Wohl der Allgemeinheit. Schutzgut der öffentlichen Abwasserbeseitigung ist die Sauberkeit des Grundwassers im Interesse des Allgemeinwohls. Funktioniert die Abwasserentsorgung nicht in geordneter Form, sind Krankheiten wie Typhus oder Cholera mögliche Folgen. Die Abwasserbeseitigung muss in der Lage sein, alle relevanten Schadstoffe aus dem Wasser zu holen. Nur durch den zentralen Anschluss der im Verbandsgebiet vorhandenen Grundstücksentwässerungsanlagen an die Verbandskläranlage lässt sich mit größtmöglicher Sicherheit eine Verunreinigung des Grundwassers ausschließen. Ca. 97 % der Einwohner aus dem Verbandsgebiet sind momentan zentral an die Verbandskläranlage in Staßfurt angeschlossen.

Fäkalannahmestation

Das anfallende Schmutzwasser der Gemeinden Amesdorf, Brumby, Förderstedt, Giersleben, Glöthe, Güsten, Klein Schierstedt und Staßfurt wird von den ortsabgängigen Pumpwerken ausgehend über 3 Abwasserdruckleitungen aus den Gemeinden Staßfurt, Güsten und Förderstedt, direkt zur Verbandskläranlage transportiert. In diese Abwasserdruckleitungen speisen separat die Ortsteile Rahmannsdorf, Hohenerxleben und Löbnitz das gesammelte Abwasser ein.

Gemeinden, Ortsteile bzw. Straßenzüge die bislang nicht an die zentrale Schmutzwasserkanalisation angeschlossen sind, werden durch den Verband entsorgt. Diese Fäkalien aus Kleinkläranlagen bzw. Abwässer aus Sammelgruben werden zur Fäkalannahmestation der Verbandskläranlage transportiert und anschließend der mechanischen und biologischen Reinigung zugeführt.

Der WAZV „Bode-Wipper“ hat das Ziel, bis Ende 2016 ca. 98 % aller Einwohner im Verbandsgebiet zentral an die Verbandskläranlage anzuschließen.

Die Verbandskläranlage

1. Bauablauf und Ausbaugröße

Betriebsgebäude
Betriebsgebäude

Die Verbandskläranlage nahm im Dezember 1997, nach 14-monatiger Bauzeit, ihren Probebetrieb auf. Nach Beendigung des Probebetriebes wurde die Anlage im Mai 1998 an den Verband übergeben. In der ersten Ausbaustufe wurde diese Anlage für 30.000 Einwohnerwerte als eine vollbiologische Belebungsanlage mit weitestgehender Stickstoff und Phosphatelimination errichtet. Aufgrund der zügigen Erschließung in den Gemeinden des WAZV „Bode-Wipper“ und der Erhöhung des Anschlussgrades wurde die Verbandskläranlage in den Jahren 2001 bis Anfang 2004 in einer 2. Ausbaustufe auf 40.000 Einwohnerwerte erweitert. Die 2. Ausbaustufe gliederte sich in 2 Bauabschnitte. Der 1. Bauabschnitt der 2. Ausbaustufe wurde in der Zeit von 12.09.2001 bis 22.01.2002 realisiert. Die wesentlichste Erweiterung hierbei war die Umstellung der simultanen Denitrifikation in den Belebungsbecken auf intermittierende Denitrifikation. Mit der verfahrenstechnischen Optimierung wurde der Beckenboden der beiden Belebungsbecken vollständig mit Belüftungsmembranen ausgelegt, während in der ersten Ausbaustufe nur ca. 60 % des jeweiligen Belebungsbeckenvolumens als belüftetete Zone zur Verfügung standen. Diese Umstellung brachte eine Erhöhung der Betriebssicherheit. Die Kläranlage wurde stabiler gegenüber unkontrollierten Stoßbelastungen. Weiterhin wurde die gesamte Messtechnik und somit die Eigenüberwachung verbessert. Der 2. Bauabschnitt wurde in der Zeit vom 30.06.2003 bis 03.02.2004 realisiert. In diesem Bauabschnitt wurde unter anderem ein 2. belüfteter Sand- und Fettfang vorgesehen sowie die Schlammstapelkapazität durch die Errichtung eines 3. Schlammsilos erweitert. Die Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen und der geforderten Überwachungswerte kann bis zum heutigen Tag, trotz der enorm hohen Zulaufkonzentrationen, problemlos realisiert werden.

2. Überwachungswerte und Reinigungsleistung

Die Zulaufmenge ist begrenzt auf:
Tagesmittel ca. 3.500 m³/d
Trockenwetter 272 m³/h
Regenwetter 1.031 m³/h

Die Überwachungswerte der Kläranlage wurden von der zuständigen oberen Wasserbehörde wie folgt festgesetzt:

BSB5 20 mg/l
CSB 90 mg/l
NH4-N (> 12° C) 10 mg/l
Nges. 18 mg/l
Pges. 2 mg/l
abfiltrierbare Stoffe 20 mg/l
ph-Wert 6,0-8,0

Der Verbandskläranlage fließen momentan ca. 3.500 m³/d stark verschmutztes kommunales Abwasser aus privaten Haushalten sowie Gewerbe- und Industriebetrieben zu. Die Zulaufkonzentrationen der 4 wichtigsten Parameter betragen durchschnittlich:

Eliminationsraten nach biologischer Behandlung
BSB5  670 mg/l 99%
CSB 1.500 mg/l 95%
NH4-N (> 12° C) 60 mg/l 90%
Pges. 20 mg/l 20 mg/l 96%

Die Einhaltung der geforderten Überwachungswerte wird im Rahmen einer intensiven Eigenkontrolle im Labor der Verbandskläranlage ständig überprüft. Weiterhin überprüft ein unabhängiges Umweltlabor die Reinigungsleistung und die Betriebsparameter der Verbandskläranlage. Die Überwachung der Einhaltung der geforderten Grenzwerte erfolgt durch das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt als zuständige Prüfbehörde.

3. Verfahrensbeschreibung

3.1 mechanische Vorreinigung

Sand- und Fettfang
Sand- und Fettfang

In der mechanischen Reinigungsstufe erfolgt die Trennung von Grobstoffen und mineralischen Bestandteilen aus dem Abwasser. Im Rechenraum werden mit Hilfe der beiden Filterstufenrechen (Spaltweite 3 mm) die groben Inhaltsstoffe aus dem Abwasser beseitigt und über 2 Querförderer der Rechengutwäsche zugeführt. Die Rechengutwäsche wäscht die groben Bestandteile und führt die ausgewaschenen Fäkalien dem Prozess wieder zu. Durch den Waschprozess entsteht weniger Rechengut und die abbaubaren Stoffe werden der Anlage wieder zugeführt. Das gewaschene und gepresste Rechengut wird anschließend kompostiert und weiterverwertet. Anschließend gelangt das grob vorgereinigte Abwasser in die beiden Langsandfänge . Die Langsandfänge haben eine Nutzlänge von jeweils 21 m und eine Sandkammerbreite von 2,4 m und eine Fettkammerbreite von 1,4 m. Im Langsandfang wird durch Sauerstoffeintrag mittels Gebläse eine Belüftungswalze erzeugt und somit die Fließgeschwindigkeit verringert, wodurch mitgeführte Kies- und Sandteilchen absinken. Diese Partikel werden abgesaugt und der Sandwaschanlage zugeführt. In der Sandwäsche wird der Sand weitestgehend von organischen Bestandteilen gesäubert. Die durch die Luftwalze aufschwimmenden Fett- und Schwimmstoffe gelangen in die Fettkammer und werden dort gesammelt, abgezogen und der weiteren Entsorgung zugeführt.

3.2 biologisch-chemische Reinigungsstufe

Belebungsbecken
Belebungsbecken

Im weiteren Verfahrensprozess wird das Abwasser über ein Verteilerbauwerk auf die beiden Belebungsbecken aufgeteilt. Die Belebungsbecken sind als Kombibecken mit einem innenliegendem Bio-P-becken und einem Außenring zur intermittierenden Nitrifikation / Denitrifikation und aeroben Schlammstabilisierung ausgebildet. Jedes Belebungsbecken hat einen Außendurchmesser von 40 m und eine Tiefe von 5 m.

Gebläsestation
Gebläsestation

Das Gesamtvolumen beider Belebungsbecken beträgt 12.560 m³. Im inneren Becken der Kombianlage erfolgt die biologische Phosphorelimination. Im äußeren Becken erfolgt durch den Wechsel von Sauerstoffanreicherung im Becken und Sauerstoffmangel nach Aufzehrung des Sauerstoffs die biologische Reinigung durch Mikroorganismen. Der zur Nitrifikation erforderliche Sauerstoffeintrag erfolgt durch eine feinblasige Druckbelüftung. In der Gebläsestation wird hierzu mit Verdichtern die benötigte Druckluft erzeugt. Anschließend gelangt die Druckluft über Belüfterstränge in die Belebungsbecken. Auf dem Beckenboden des Außenrings befinden sich jeweils 1.064 m Belüfterstränge.

Ablaufrinne Nachklärbecken
Ablaufrinne Nachklärbecken

Vom Beckenboden ausgehend erfolgt die feinblasige Belüftung und somit Sauerstoffanreicherung in den Belebungsbecken. Der dabei entstehende Bakterienschlamm setzt sich anschließend in den 2 Nachklärbecken mit einem jeweiligen Durchmesser von 24,5 m und einem Gesamtvolumen von 3.700 m³ ab. Die Nachklärbecken dienen zum Absetzen des Schlammes der über die Rücklaufschlammleitung dem Prozess wieder zugeführt wird. Im oberen Teil der Nachklärbecken wird über eine Ablaufrinne das gereinigte Abwasser dem Vorfluter Bode zugeführt.

3.3 Schlammbehandlung

Zur Schlammbehandlung stehen 3 Schlammstapelbehälter mit einem jeweiligem Speichervolumen von 600 m³ zur Verfügung sowie 2 Dekanteranlagen mit einer Fördermenge von 8 m³/h bzw. 16 m³/h. Aus dem abgesetzten Schlamm in der Nachklärung wird der überschüssige Schlamm, resultierend aus dem Mikroorganismenzuwachs über zwei Überschussschlammpumpen zur Eindickung in die Schlammstapelbehälter gepumpt und auf 3-4 % Trockensubstanzgehalt statisch eingedickt.

Dekanteranlage
Dekanteranlage

Nach dem Eindickprozess wird dieser Schlamm über eine Dekanteranlage unter Beigabe von Polymeren auf einen Trockensubstanzgehalt von ca. 22 % entwässert. Der entwässerte Schlamm wird landwirtschaftlich verwertet, kompostiert und zu Rekultivierungsmaßnahmen genutzt.

Die Verbandskläranlage ist im gesamten Anlagenprozess zweistufig ausgebaut, womit bei Ausfall eines Anlagenteils der stabile Betrieb der Anlage jederzeit gewährleistet ist.